Warum gibt es so wenig Frauen in MINT-Fächern und -Berufen? Und warum ist das ein großes Problem für Digitalisierung und Technologie in Europa? Barbara Schwarze zeigt Ursachen und Lösungsansätze für die Geschlechter-Misere im digitalen Technikbereich auf.
heise meets … Barbara Schwarze, Professorin an der Hochschule Osnabrück
Wir müssen uns von alten Klischees verabschieden. Das ist das Fazit dieses Podcasts mit Barbara Schwarze, die in der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik der Hochschule Osnabrück Diversity und Gender Studies lehrt. „Frauen in MINT-Berufen“ ist in Zeiten von Fachkräftemangel und Digitalisierung ein heißes Thema. Denn wir können auf junge Frauen in technischen Berufen nicht verzichten.
Doch nach ersten Erfolgen im Hochschulbereich – Verdreifachung des Anteils von Frauen im Ingenieurwesen 2008 bis 2021 – sinkt der Anteil weiblicher Studienanfängerinnen wieder. Und nur 16 Prozent beträgt der Frauenanteil in technischen Berufen. In Ausbildungsberufen, technischen Studiengängen sowie an der Schnittstelle zu Bildungskarrieren kämpfen wir immer noch mit Vorurteilen.
Aktuelle Bilder aus der Praxis müssen bereits im Kindergarten und der Schule vermittelt werden. Hilfreich sind auch außerschulische Aktionsorte, an denen junge Menschen mit technischen Berufen in Berührung kommen, meint Schwarze.
Klischees in Elternhaus, Schule und in Unternehmen weichen nur langsam. Die Bundesinitiative „Klischeefrei“ leistet hier Aufklärungsarbeit und bietet Materialien an, um Stereotypen in der Erziehung vorzubeugen und entgegenzuwirken.
Zudem setzt die Digitalisierung im Unterricht in Deutschland im Vergleich zu nordischen Ländern oder z. B. Südkorea viel zu spät ein. Daher sollten Schulen verstärkt jede Form der Vernetzung mit regionalen Unternehmen oder Hochschulen suchen. Laut der neuesten McKinsey-Studie ist es bereits 5 vor 12. Wir benötigen 45 % Frauen in MINT-Berufen statt derzeit 25 %, auch zur Stärkung der Innovationsfähigkeit, vor allem Quereinsteigerinnen, die ihre Praxiserfahrungen einbringen.