Florian Schoenrock, Rechtsanwalt und Strafverteidiger aus Berlin, setzt in seiner täglichen Arbeit künstliche Intelligenz ein. Im Gespräch mit „heise meets…“ erläutert er, wie KI-Tools seine Kanzlei effizienter machen, spricht aber auch die Herausforderungen an, die es noch zu meistern gilt.
Schoenrock nutzt KI-Anwendungen im juristischen Alltag seit gut einem Jahr intensiv. Dabei setzt er die Technologie vielfältig ein – etwa für die Analyse umfangreicher Datenmengen, zur Aufbereitung von Gutachten oder zur Unterstützung bei der Entwicklung von Verteidigungsstrategien. „Ich spare täglich mindestens eine halbe bis ganze Stunde Zeit“, berichtet der Anwalt. Besonders hilfreich sei KI dabei, große Datenmengen zu durchforsten und Zusammenhänge zu erkennen.
Manipulation von Beweisen durch KI nimmt zu
Doch der Einsatz von KI birgt auch Risiken. Schoenrock warnt davor, dass die Fälschung von Beweismitteln wie Sprachnachrichten oder Chat-Verläufen immer einfacher wird. Bereits heute komme es vor, dass Angeklagte mit gefälschten Beweisen belastet würden. Künftig dürfte diese Entwicklung zunehmen und auch die Forensik vor große Herausforderungen stellen.
Gleichzeitig sieht Schoenrock in der juristischen Anwendung von KI enormes Potenzial – bei Anwälten ebenso wie bei Staatsanwaltschaften und Gerichten. Er prognostiziert, dass der Einsatz von KI in den nächsten Jahren zur Normalität werden wird. „Die Mandanten werden die Zeitersparnis spüren“, ist sich der Strafverteidiger sicher. Dabei müsse der Datenschutz jedoch stets gewahrt bleiben.
KI als Ergänzung statt Ersatz für Anwälte
Eine Gefahr, dass juristische Berufe durch KI obsolet werden, sieht Schoenrock indes nicht: „Ich habe keine Angst, dass KI uns ersetzen wird“, betont er. Vielmehr werde die Technologie die Arbeit von Anwälten sinnvoll ergänzen. Insbesondere im „Livebetrieb“ vor Gericht werde menschliche Kompetenz auch künftig unverzichtbar bleiben.
Strafverteidiger Schoenrock zeigt sich überzeugt: Der flächendeckende Einzug von KI in Kanzleien ist nur eine Frage der Zeit. Anwälte täten gut daran, sich frühzeitig mit den Möglichkeiten der Technologie vertraut zu machen und KI-Tools als Chance zu begreifen. Denn effizienter zu arbeiten, bedeute auch, mehr Zeit für die wirklich spannenden Fälle zu haben.