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Digitale Innovation: „Wir versuchen, die Start-up-Kultur zu pflegen“

Firma: Heise Business Services
Sprache: Deutsch
Gesprächspartner:
Dauer: 28:05 Minuten
Erscheinungsjahr: 2025
Besonderheit: registrierungsfrei
Wissen
kompakt
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Digitale Innovationen beschleunigen die Entwicklung neuer Medikamente erheblich. Bei Boehringer Ingelheim, Deutschlands größtem Pharmaunternehmen, treibt das digitale Innovationslabor BI X diesen Prozess voran. Als eigenständige GmbH im Konzern erforscht das Team unter Leitung von CEO Christian Tressel digitale Möglichkeiten entlang der pharmazeutischen Wertschöpfungskette.

„BI X ist nicht nur eine Software-Schmiede, sondern wir sind sehr crossfunktional aufgestellt und haben alle Fähigkeiten, die es braucht, um zukunftsträchtige digitale Produkte zu entwickeln“, erklärt Tressel. Das Team mit fast 80 Mitarbeitern aus über 20 Nationen arbeitet an drei Standorten in Deutschland, China und den USA an Prototypen, die neue Geschäftsmodelle ermöglichen sollen.

Ein Schwerpunkt liegt auf dem Einsatz künstlicher Intelligenz in der pharmazeutischen Forschung. „Wir nutzen generative KI-Modelle, um Entwicklungszyklen zu optimieren und Medikamente schneller zu Patienten zu bringen“, sagt Tressel. Ein konkretes Beispiel: „Wir haben ein spezialisiertes Large-Language-Modell mit Proteindaten trainiert und damit zum Beispiel potenzielle Zellmembran-Anker identifiziert, an die unsere Onkologieprodukte künftig andocken können.“ Diese KI-gestützte Vorauswahl soll die Erfolgsquote bei der Medikamentenentwicklung erhöhen.


Klinische Studien durch Digitalisierung beschleunigen

Ein weiterer Ansatz betrifft klinische Studien. BI X hat eine Lösung entwickelt, die den Kontrollarm einer Studie – also die mit Placebos behandelte Patientengruppe – bis zu 50 Prozent virtualisieren kann. „Wir gehen von einem Potenzial von zwei bis vier Jahren Zeitersparnis aus“, so Tressel. Besonders bei seltenen Erkrankungen mache diese Technologie Studien überhaupt erst möglich, da es oft schwierig sei, genügend Patienten zu finden.

Die Arbeit bei BI X unterscheidet sich bewusst von klassischen Konzernstrukturen. „Der Hauptkern von BI X ist, dass wir möglichst stark versuchen, in selbstregulierten Arbeitsstrukturen zu arbeiten. Also nicht auf klassische Hierarchien und Entscheidungsprozesse zu setzen, sondern auf möglichst viel Autonomie und auch dezentrale Entscheidungen“, beschreibt Tressel die Arbeitsweise. Die räumliche Gestaltung soll diese Philosophie unterstützen – mit flexiblen Arbeitsplätzen und Bereichen für kreatives Denken.


Kontinuierliche Biomarker-Überwachung als Zukunftstrend

Für die Zukunft sieht Tressel großes Potenzial in der kontinuierlichen Erfassung von Biomarkerdaten: „Ein starker Trendbereich ist aktuell das Erfassen von Biomarkerdaten in kontinuierlichen Set-ups.“ Die frühzeitige Erkennung von Krankheiten wird revolutioniert – von Smartwatches bis hin zu Nano-Devices, die Körperdaten aufnehmen. „Die Nutzung von smarten Geräten und eine kontinuierlichere Erfassung von Biomarkern führt zu einer viel regelmäßigeren Überwachung und natürlich einer viel früheren Diagnose oder Erkennung von vorliegenden Krankheiten“, erklärt Tressel.

Die Attraktivität als Arbeitgeber verdankt BI X nicht nur dem Start-up-Feeling. „Wir haben neue Mitarbeiter befragt, warum sie sich für uns entschieden haben. Und es war gar nicht das Start-up-Feeling oder an digitaler Innovation zu arbeiten, sondern tatsächlich der Unternehmenszweck von Boehringer Ingelheim“, berichtet Tressel. „Digitale Talente sind auch stark daran interessiert, das Leben von Menschen und Tieren zu verbessern.“

Digitale Innovation: „Wir versuchen, die Start-up-Kultur zu pflegen“

heise meets … Christian Tressel, CEO des digitalen Innovationslabors BI X bei Boehringer Ingelheim

Inhaltstyp: Podcast
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