Deutschland ist der einzige EU-Markt mit zwei Regionen, die jeweils über 200 Megawatt IT-Kapazität in Rechenzentren verfügen: Frankfurt und Berlin-Brandenburg. Das unterstreiche die zentrale Rolle, die Deutschland als Hub in der digitalen Infrastruktur spiele, so Anna Klaft, Vice President Business Unit IT bei der Firma Rittal. Bis 2029 soll der IT-Bedarf hierzulande auf 3,3 Gigawatt steigen, was Investitionen von 24 Milliarden Euro erfordert.
Die Regulierung in Deutschland und der EU spielt dabei eine wichtige Rolle, so Klaft. „Wir sehen einen klaren Standortvorteil mit der DSGVO in Deutschland“, betont sie. Zugleich neige man hierzulande aber dazu, EU-Vorgaben strenger als nötig umzusetzen. Das stelle gerade kleinere Rechenzentrumsbetreiber teilweise vor Herausforderungen.
KI benötigt fünfmal mehr Energie
Die zunehmende Verbreitung von KI-Anwendungen erfordere leistungsstärkere Server und spezialisierte Chips, erklärt die Branchenexpertin. KI-Workloads bräuchten rund fünfmal mehr Energie, weshalb herkömmliche Luftkühlung nicht mehr ausreiche und der Trend zu Flüssigkeitskühlung gehe. Um Rechenzentren dabei zu unterstützen, habe Rittal modulare und hocheffiziente Kühlsysteme entwickelt, die den PUE-Wert und Energieverbrauch minimieren.
Zugleich sorgen die hohen deutschen Strompreise, die Abschaltung von Atomkraftwerken sowie der steigende Strombedarf von Rechenzentren für Herausforderungen. „Seit 2010 sehen wir eine Erhöhung um 90 Prozent im Energiebedarf. Und bis 2030 prognostizieren wir 50 Prozent weiteres Wachstum“, so Klaft. Hier sei auch die Politik gefragt, für eine faire Stromverteilung zu sorgen.
Kampf gegen den Fachkräftemangel
Auch der Fachkräftemangel macht der Branche zu schaffen. Klaft schätzt, dass in Deutschland aktuell rund 10.000 Arbeitskräfte in Rechenzentren fehlen. Mit gezielten Ausbildungsprogrammen, Kampagnen und dualen Studiengängen arbeite man daran, diesen Engpass zu beseitigen. Auch den niedrigen Frauenanteil möchte Klaft steigern, um mehr Diversität und Innovation in die Branche zu bringen.
Von der Politik wünscht sich die Rechenzentrumsexpertin für 2025 bessere Rahmenbedingungen für die Digitalisierung, mehr Investitionen in die Infrastruktur sowie eine Beschleunigung von Genehmigungsprozessen. „Da muss ein bisschen mehr Speed auf die Straße gebracht werden“, so Klaft.