Im März dieses Jahres wurde Deutschland fast über Nacht zum Homeoffice-Land. Während noch im vergangenen Jahr nur 15 Prozent der Angestellten Telearbeit, Homeoffice oder mobiles Arbeiten nutzten, waren es im März 2020 fast 50 Prozent. Führungskräfte, Mitarbeiter und IT-Verantwortliche stellte diese neue und ungewohnte Arbeitssituation vor einige Herausforderungen. Es galt, Arbeit und Führung völlig neu zu organisieren, und die notwendige Infrastruktur bereitzustellen. Das gelang nicht immer zufriedenstellend. 31 Prozent der von Forrester Research für den PandemicEX Survey befragten deutschen Arbeitnehmer beklagten, zu Hause weniger produktiv arbeiten zu können als im Büro. Vor allem folgende Faktoren stellten sich als Produktivitätskiller heraus:
- Fehlende räumliche und zeitliche Abgrenzung. Nicht alle Homeoffice-Nutzer haben das Glück, über ein privates Arbeitszimmer zu verfügen. Oft muss eine Ecke im Schlafzimmer oder Wohnzimmer genügen, vielleicht sogar nur der Ess- oder Küchentisch. Ohne räumliche Abgrenzung fällt es Familienangehörigen jedoch schwer, eine Arbeitssituation zu erkennen und zu respektieren. Für 28 Prozent der von Forrester Befragten ist es dann auch schwierig, Familienleben und Arbeit im Homeoffice in Einklang zu bringen. Erschwert wird die Trennung von Privat und Arbeit noch, wenn es keine klaren Arbeitszeiten gibt.
- Mangelhafte Arbeitsplatzergonomie. Berufsgenossenschaften und Arbeitsmediziner achten in Unternehmen darauf, dass die Arbeitsplatzsituation keine negativen gesundheitlichen Folgen mit sich bringt. Tische und Stühle stehen genauso auf dem Prüfstand wie die Ausrichtung und Auflösung von Computermonitoren oder eine ausreichende und blendfreie Beleuchtung. Während Arbeitgeber bei offiziellen Heimarbeitsplätzen dazu verpflichtet sind, ebenfalls die ergonomischen Vorgaben zu berücksichtigen, trifft dies bei provisorisch eingerichteten mobilen Arbeitsumgebungen häufig nicht zu. Zu niedrige und zu weiche Sitzgelegenheiten, eine falsche Höhe von Tisch und Monitor oder ein ungünstiger Lichteinfall können zu Nacken-, Schulter und Rückenproblemen führen, Kopfschmerzen verursachen oder die Bildschirmarbeit mühselig und ermüdend machen und so die Produktivität deutlich senken.
- Schwierige Kommunikation. Viele Menschen leiden im Homeoffice unter sozialer Isolation und dem fehlenden Austausch mit Kollegen. Laut einer Umfrage durch den HR-Softwareanbieter functionHR fühlen sich 31 Prozent der Homeoffice-Nutzer einsam. Weil sie nicht „mal eben“ ins Nebenbüro gehen können, um einen Sachverhalt zu klären, kann es in der Folge häufiger zu Missverständnissen und Reibungsverlusten kommen. Kleine Konflikte, die im persönlichen Gespräch schnell ausgeräumt wären, eskalieren per E-Mail oder Chat, was die Zusammenarbeit erschwert und Projekte verzögert.
- Nicht angepasste Prozesse. Die Homeoffice-Situation macht die Probleme traditioneller Workflows überdeutlich. Sobald Medienbrüche ins Spiel kommen, ist es nahezu unmöglich, produktiv und reibungslos im virtuellen Team zusammenzuarbeiten. Jeder Prozess, bei dem Dokumente ausgedruckt, weitergeleitet und abgezeichnet werden müssen, gerät zwangsläufig ins Stocken. Nicht umsonst erklären 91 Prozent der vom Branchenverband Bitkom befragten deutschen Arbeitnehmer, dass digitale Technologien eine große Bedeutung für ihre tägliche Arbeit haben.
- Unzureichende technische Ausstattung. Ohne Laptop, Smartphone sowie Kommunikations- und Kollaborationstools ist ein produktives Arbeiten im Homeoffice kaum möglich. Die Ausstattung deutscher Arbeitnehmer mit der entsprechenden Hard- und Software war jedoch noch im vergangenen Jahr alles andere als ausreichend. Laut dem Digital Index 2019/2020 erhielten nur 46 Prozent von ihrem Arbeitgeber ein Laptop und nur 22 Prozent ein Smartphone. Nur 16 Prozent konnten Videokonferenzdienste und nur 11 Prozent Kollaborationstools nutzen.